"Belgien ist ein Land mit einer Königsfamilie und nicht so groß." In meiner Vorstellung war es eine Insel, ähnlich wie Großbritannien. Keine Sorge, über den #Brexit schreibe ich an dieser Stelle nicht. Also, in meiner kindlichen Welt war #Belgien eine grüne Insel mit einem Königshaus und unheimlich vielen Schlössern und Burgen, was auch stimmt, nur hatte Napoleon dort seine größte Niederlage erlebt und ich glaube, dass war etwas was meiner Mutter in den Sinn kam, wenn Sie an dieses Land dachte.
An dieser Stelle muss man sagen, dass meine Mutter immer schon fand, dass ich das einzige Kind auf der ganzen Welt sei, dass erst weint, wenn es vom Ferienort weg muss und nicht beim Abschied von der lieben Familie zu Hause. Ich allerdings war mehr als vorbereitet für das Abenteuer "Auswanderung". Ich hatte, soweit ich musste, alles gepackt und die Möbelpacker waren auch äußerst lustige Typen. Hat der Chef der Truppe mir doch versprochen, wenn ich 18 bin, gehen wir zusammen in die Diskothek im Glitzerfummel. Belgien? Lief für mich.
Das Beste an dem Umzug war allerdings, dass ich mein eigenes Zimmer bekommen, eigentlich zwei. Ein Schlaf- und ein Spielzimmer. Meine Brüder zogen auch nicht mit um. Ich würde in dem Königreich Belgien als #Einzelkind groß werden, dort kann es also nur sein wie im Paradies!!!
Der Tag des Umzugs kam und der Abschied fiel meiner Mutter am schwersten. Die Jungs nicht mehr in der Nähe zuhaben, ist einfach bescheiden. Nach einer sehr skurillen Fahrt mit Wellensittich Nicki auf dem Rücksitz und vollgepackt bis unters Dach ging es dann in unser neues Zuhause. Was mir gleich auffiel, Belgiens Autobahn war komplett ausgeleuchtet und für mich so cool, dass muss uns hier allen wahnsinnig gut gefallen.
Wir kamen an, die Ernüchterung war groß. Die erste Aussage meiner Mutter, "...es sieht hier schlimmer aus wie in der DDR, alles so grau." Das lassen wir an dieser Stelle mal so stehen, welches Bild meine Mutter im Kopf hatte, war für mich eh nicht nachvollziehbar. Unser neues Haus hingegen war ein Knaller. Eine alte Stadtvilla mit Erker, Garten, Garage und meinen beiden Zimmern im #Landhausstil. Es hing ein Kronleuchter im Esszimmer und es waren überall Kamine, wenn auch nicht mehr intakt, aber schön war es trotzdem. Die Treppen knarrten wunderschön und ich habe mich gleich wohlgefühlt. Hier konnte ich definitiv erwachsen werden.
Die Ganztagschule begann, mein Vater musste zur Arbeit und der Alltag war da. Meine Mutter war jetzt ausschließlich Hausfrau und Mutter, was ihr wohl nicht wirklich gefiel, denn die Laune wurde immer schlechter. Die Tränen nahmen zu und meine Eltern stritten sich vermehrt. So saß sie eines Tages weinend auf der hübschen, knarrenden Treppe und die Stimmung war mehr als bedrückend. Ich setzte mich zu ihr, erzählte ihr, was in unserem Haus alles toll war und was für ein #Glück wir haben. Sie nutzte die Gelegenheit sich auszusprechen und wurde dabei richtig wütend.
Eine Situation, die ich unbedingt ändern musste!
"Mama, hier wohnen wir jetzt und das ist jetzt unser #Zuhause! Mir gefällt es ja auch und es war nicht die versprochene Insel!" Sie schaute mich an und wir lachten, kuschelten etwas auf der Treppe und beschlossen gemeinsam etwas daraus zu machen und natürlich ein Gespräch unter sechs Augen mit meinem Vater zu führen, damit meine Mutter sich wohler fühlen würde. Wir waren in dem Moment alle angekommen!
Oft müssen wir die positiven Dinge aus Situationen filtern, aber wenn wir es tun und uns darauf einlassen, hält das Leben viel Gutes und Neues für uns bereit, manchmal auch einen Platz auf der Welt, den man nie vergisst. Tausend Dank an meine #Herzensheimat!
Eure Kitty
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