“Wenn ich groß bin, dann heirate ich dich Papa!”
Wahrscheinlich einer der größten Irrtümer und Versprechen, die man als Vierjährige so von sich gibt.
Mein Vater war der erste Mann, den ich liebte. Mein Beschützer, Held und Retter in allen Lebenslagen. Mit meinem Vater hatte ich die schwersten Dispute und wenn er nicht da war, habe ich ihn schmerzlich vermisst. Er war immer da! Als wir jünger waren, sahen wir eher aus wie Zwillingen nach der Geburt getrennt. Leugnen konnte er mich nie. Alle festen Freunde, die ich je im Leben hatte, mussten etwas von meinem Vater haben. Wenn er nicht mit mir sprach, weil ich wirklich Schlimmes angestellt hatte, tat es körperlich weh! Daddy’s Girl durch und durch.
Ich dachte diese Verhältnis würde sich niemals ändern, aber wie das Leben so ist, wird irgendwie alles irgendwann anders. War ich gestern noch mit ihm am rumalbern und irgendwie immer das kleine Mädchen, bin ich heute irgendwas zwischen Therapeutin und medizinische Fachkraft. Mein Vater ist eben nicht mehr 35 und da wurden Gefühle bei mir freigesetzt, die ich mir nie hätte erträumen können. Verzweiflung, Wut, Sprachlosigkeit, Angst und unendlich viel Traurigkeit. Während meines Singledaseins habe ich mich auch sehr einsam gefühlt. Warum? Weil die Gespräche und Unternehmungen auch anders werden. Schleichend verdrehen sich die Rollen. Plötzlich ist man nicht mehr Kind, sondern bemuttert seine Eltern. Ich wollte es lange nicht akzeptiere und wahrhaben, aber ich war offiziell erwachsen. Ich bin dankbar für die unbeschwerten Jahre und für die Kümmerin, die ich geworden bin, aber die entstehende Distanz durch Krankheiten und unterschiedliche Lebensbedürfnisse sind wie sie sind und dass ist nicht immer leicht.
Ich weiß nicht, was wird, aber manchmal wünsche ich mir Jahre zurück und dann bin ich froh über das Jetzt. Er bleibt mein Held! Danke Papa, dass es dich gibt!
Familie ist nicht selbstverständlich. Vergesst nie euch zu sage, dass ihr euch wichtig seid!
Eure Kitty
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